hereafter

Linda Berger Catrin Bolt Maria Bussmann Raphael Pohl Sven Sachsalber Letizia Werth
und im shower room Marit Wolters

kuratiert von Siggi Hofer

25. Mai - 23. Juni 2024
Öffnungszeiten: Samstags 10-20 Uhr, Sonntags 10-18 Uhr



  • hereafter
  • hereafter
  • hereafter
  • hereafter
  • hereafter
  • hereafter
  • hereafter
  • hereafter
  • hereafter

und im shower room

  • hereafter
  • hereafter
  • hereafter

© Michael Strasser / Kunstverein Schattendorf

hereafter

Jetzt gleitet der Bus auf den zugefrorenen See hinaus, bricht ein und versinkt. Er schwindet mit all der Hoffnung und Zuversicht für immer aus dem kollektiven Sichtfeld. Ein Ereignis, das fortan wie ein Stein schwer auf den Seelen lastet und den Ort für immer in Schwermut hüllt.

Das Schicksal zu beklagen, das in unserem Sinne Gerechtigkeit nicht berührt, ist schwer vermeidbar, doch vergebens. Deswegen steigt man weiter und weiter hinauf. Es schneit und stürmt ohne Unterbrechung und es scheint, als würden Rufe da durch den Nebel und den wirbelnden Tanz der Flocken zu uns dringen. Wir vereinbaren nicht zu antworten, um uns nicht zu sehr in der Ungewissheit, die wir voller Bosheiten und Tücken vermuten, zu verirren.

Wenn sich die Nebel endlich verziehen und die Tage einander im Licht so sehr gleichen, dass sie nicht mehr zu unterscheiden sind, kehrt etwas Ruhe ein und Menschen fangen an, ganz langsam wieder zu vertrauen und Hoffnung zu schöpfen. Ihr Gang ist aufrecht, der Blick fast angstlos, auch der in die Ferne.
Und wenn Menschen dann nach lang vergangener Zeit zusammensitzen, die Abende lau sind, gemeinsam gegessen und getrunken wird, und bei Tage jeder Gedanke, jeder Schritt wieder leichtfällt, sinkt das Glück geradezu senkrecht zur Erde nieder. Jede Berührung, jedes Geräusch, jedes Zittern des Lichts und die vielen kleinen Schatten zu genießen, ohne all das deuten zu müssen, fällt plötzlich seltsam leicht.

Hoch oben ist es in der Sonne sehr warm, im Schatten hingegen sehr kalt. Die Kälte wird in der Nacht noch schärfer. Sie erfasst jegliches Wasser, selbst jenes, das über die Hänge läuft, und verhärtet es schließlich in seinem Fall. Menschen ziehen sich in ihre Behausungen zurück, kleben wie Kinder an den Fensterscheiben und beobachten im Trockenen, Warmen und Hellen, gleichermaßen ängstlich wie neugierig, das noch nie Dagewesene.
Unter dem großen schwarzen Himmel, voll von weißen Sternen, durchdringt eine blaue Helligkeit alle Dinge. Alles Vergangene und Verlorene formt sich aus dem tiefen Schwarz heraus, wie real, und Mensch möchte dem entgegenlaufen, es anfassen und für immer festhalten. Vielleicht gelingt es, unbeobachtet das ein oder andere noch etwas zurechtzurücken, zu begradigen, zu drehen.
Weil Mensch aber um die Illusion und um die Fehler, die bei allzu großer Hast passieren können, weiß, lässt er gewähren und alles hinter sich. Entschlossen dreht er all dem den Rücken zu und besinnt sich auf das, was nahe und unmittelbar ist, auf jenes, das mit den Händen zu bewerkstelligen und mit Worten auszudrücken ist. Er erledigt die Dinge nach und nach.

Dabei stürzt die Zeit nach vorn und pendelt dann wieder zurück. Der Himmel verändert sich im Minutentakt und zwingt allen eine blitzschnelle Reaktion auf. Jedes Ding, jeder Gegenstand muss präzise dort eingefügt sein, wo es/er geschützt ist und gleichzeitig schützt.

Um den richtigen Zeitpunkt zu erkennen und nicht zu verpassen, sind die Blicke unentwegt gen Himmel gerichtet, und alles Material und Werkzeug ist griffbereit für den Fall.

Text: Siggi Hofer

Links:

contemporaryartlibrary.org
munchiesart.club
kubaparis.com