BALLAST PALAST

In der heutigen Welt, die durch High-Technologien beherrscht ist, gibt es eine überwältigende Anzahl an unterschiedlichsten Konsumwaren: Sowohl von Dingen alltäglichen Gebrauchs wie Kleider, Spielzeug, Bier, Flugzeuge und Autos als auch von denjenigen, die unseren ästhetischen Genuss herausfordern oder stillen. Zu den sich in schnellen Kreisläufen wiederholenden Mikro- und Megakrisen sowie diversen politischen, kulturellen und sozialen Defiziten, die wir als unhandlichen und sogar ethischen Ballast empfinden, wird nicht zuletzt der ökologische Untergang des Planeten Erde bedrohlich absehbar, der unter der banalen Phraseologie „Klimawandel“ allerorts geistert.

Viele der jetzigen kleinen und großen Katastrophen mögen abstrakt oder medial provoziert wirken, daher braucht man gegen ihre Angststarre, oh surprise, die an Facetten und Nuancen überreichen Geschichten, die das Unfassbare begreifbar und erfahrbar machen können, um den Ballast entdramatisierend zu entschärfen. Ob der Ballast als Palast d.h. Erleichterungszustand oder sogar Erlösung identifizierbar werden kann, wenn es sich um das objektive Sein der Dinge handelt, ist wiederum nicht unbedingt als Gleichsetzung von Bedeutendem und Bedeuteten, Schein und Sein vorauszusetzen. Darüber hinaus spielt das Sprachspiel Ballast/Palast in seiner vermeintlichen Paradoxie ebenfalls mit den mehrfach debattierten Begriffspaaren wie Natur/Kultur oder mit der aus der feministischen dekonstruktivistischen Theorie stammenden Unterscheidung Sex/Gender.

Die zur Ausstellung im Kunstverein Schattendorf eingeladenen sechs Künstler*innen setzten sich aktuell und intersubjektiv mit dieser Sprachpoetik auseinander, mit ihren vielseitigen Resignifikationen, und deuten eine Pluralität von Verwendungsweisen und Interpretationen des Begriffspaars Ballast/Palast in ihren neuen Arbeiten an.

Text: Goschka Gawlik